SCHNITZELJAGD

Was Ist eine Schnitzeljagd:
Eine Schnitzeljagd ist ein Geländespiel, bei dem eine Gruppe von Personen Hinweisen folgt, die von einer anderen Gruppe oder auch einem Veranstalter ausgelegt wurden, um entweder die zweite Gruppe zu treffen oder eine Belohnung an einem Zielort zu finden.

Verlauf:
Bei der klassischen Schnitzeljagd werden in einem geeigneten Gelände (unübersichtlich, Wald etc.) zu Beginn zwei Gruppen gebildet, die Verstecker und die Sucher. Die Verfolgergruppe der Sucher folgt im zeitlichen Abstand (etwa 15 min.) der ersten Gruppe und hat die Aufgabe diese zu finden. Anhand von ausgelegten Schnitzeln (früher noch mitgebrachte Papierschnipsel, nimmt man heute wegen der zu vermeidenden Umweltverschmutzung besser Sägemehl oder Sägespäne) markiert die Versteckergruppe ihren Weg zum Ziel. Dabei darf man auch Irrwege auslegen um die Verfolger zu täuschen. Haben die Verfolger die Verstecker eingeholt oder gefunden ist das auf Kooperation zielende Spiel vorbei und die Seiten können vertauscht werden.

Anstatt der Schnitzel können auch vereinbarte Zeichen (eingeritzte Pfeile, angeordnete Steine oder Stöcke) ausgelegt werden.

Varianten:
Schnitzeljagd kann auch als sogenannte Schatzsuche gestaltet werden. Dazu hat zuvor eine Person einen Schatz versteckt. Mit Hinweisen, die meist aus einfachen Worträtseln bestehen, deren Lösung erforderlich ist, um zum nächsten Hinweis oder zum Ziel zu gelangen, werden nun ALLE Teilnehmer zum Ziel geführt. Diese Art von Schnitzeljagden finden meist im Freien statt und werden gerne an Kindergeburtstagen veranstaltet. Die Preise sind in der Regel Süßigkeiten oder preiswertes Spielzeug.


SCHNITZELJAGD - EINE STADTWANDERUNG BY GRÜTSCH:
"Schnitzeljagd" Wien Soho Ottakring, 2005    "Schnitzeljagd" Berlin Prenzlauer Berg, 2004

Für das Projekt SCHNITZELJAGD markiert GRÜTSCH anhand von Tafeln an und in Gebäuden einen begrenzten Raum, der durch die schnelle Veränderung von sozialen wie urbanen Strukturen charakteristisch eine Stadt. Jede Tafel ist ein Bilderrätsel und zeigt den Weg zur Nächsten. In Wort und Bild erzählt Grütsch die Geschichte einer imaginären, in diesem Stadtteil lebenden Person. Wie Tagebucheintragungen einer Reise in den unmittelbaren Alltag wirken diese subjektiven Befindlichkeiten. An den gesuchten und gefundenen Orten erwarten die Schnitzeljäger jede Menge Überraschungen, Erfahrungen, Begegnungen.

In den bereits realisierten Schnitzeljagden durch Berlin und Wien war Start und Ziel örtlich Identisch, oder sehr nahe beieinander. Somit ist hier der Weg die Erfahrung und das Ziel; der " Umweg" die eigentliche Idee. Kein Spieler hat den gleichen Weg genommen, und jeder hatte andere Geschichten zu erzählen; andere Spuren hinterlassen.

Die SCHNITZELJAGD ist auch zu verstehen als Anregung zur Kommunikation zwischen den Stadtteil ansässigen Leuten und den Besuchern, die durch das "Spiel" verschiedene Stationen dieses Stadtviertels anlaufen. Die Konfrontation mit dem Ort in Form einer subjektiven Annäherung soll dabei durchaus Fragestellungen aufwerfen, die sich auch kritisch mit der rasanten Entwicklung und Veränderung des Stadtteils innerhalb der letzten Jahre auseinandersetzen. Wie erlebt ein Individuum den Ort früher und heute? Was sind die Ursachen für die Veränderung des Stadtteils? Was bewirkt die Entwicklung des Ortes und wie wird sie wiederum subjektiv empfunden?

Begleitend zur SCHNITZELJAGD dokumentiert GRÜTSCH das Spiel immer in einer Ausstellung und wertet die temporäre Aktion in Form eines dauerhaften Katalogs, Wandbildern und Erlebnisberichten aus.

GRÜTSCH plant, die Schnitzeljagd nach Berlin und Wien auch an weiteren Orten zu wiederholen und sich auf diese Weise weiteren sich entwickelnden Stadtteilen anzunähern.